#1

Happy Birthday Jazz

in Jazz 25.02.2017 08:24
von Klipschfan • 836 Beiträge

Hallo zusammen,
ich habe gerade beim Frühstück in meiner Heimatzeitung einen interessanten Artikel gelesen.

Zitat:
Die Geburtsstunde des Jazz wird auf den 26. Februar 1917 datiert, als die Original Dixieland Jazz Band des Kornettisten Dominic James La Rocca die Titel „Livery Stable Blues“ und „Dixieland Jazz Band One-Step“ für ein Plattenlabel aufnahmen.
Zitat Ende

100 Jahre Jazz; was für eine Erfolgsgeschichte Die Musik die da am 26. Februar 1917
aufgenommen wurde, war für die einen schockierend und "musikalischer Müll" und für die
anderen schlicht visionär.

Es gibt ein Buch von Philippe Margotin "100 Jahre Jazz - Von der Klassik bis zur Moderne"
das sehr ausführlich die vergangenen 100 Jazz Jahre beschreibt. Mit 60,- € nicht ganz billig
aber sicher lesenswert.

Viele Grüße
Hermann


zuletzt bearbeitet 25.02.2017 08:43 | nach oben springen

#2

RE: Happy Birthday Jazz

in Jazz 25.02.2017 09:44
von maldix • 3.604 Beiträge

Hi Klipschfan,

dass ist einen offiziellen Geburtstag für den Jazz gibt, ist mir neu. Wenn man sich die Geschichte anschaut, so ist diese Musikgattung Ende des 1900 Jahrhunders und über den Jahrhundertwechsel in New Orleans entstandenen. Zuerst durch farbige Musiker die traditionelle Musik mit Musik aus der "neuen" und "alten" Welt, sowie Klänge die Sie auf ihrem Weg in die Sklaverei aufgenommen hatten kombinierten. (Stark verkürzte Sicht). Ab ca. 1910 mischte sich dann der weise Mann auch langsam mit ein. So kam dann z.B. Dixi mit dazu. Tonaufnahmen auf Wachsrollen gab es ja auch schon vorher.

Doch die Idee einen solchen Geburtstag zu bestimmen ist es mal richtig gut so können wir wenigstens gratulieren und uns freuen dass es den Jazz gibt.

Also Happy Birthday Jazz


Zu diesem Thema kann man auch nicht gut im Internet zum Beispiel bei Wikipedia einige Informationen finden


auditorus te salutant
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#3

RE: Happy Birthday Jazz

in Jazz 25.02.2017 20:36
von Simplon • 1.817 Beiträge

Hi Klipschfan,

danke für deinen Post, der mich angeregt hat, der Frage auch mal nachzugehen. Ich bin ja durch den SWF ein Ziehkind des großen Jazz-Papstes Berendt geworden. Joachim Ernst Berendt schreibt in seinem berühmten Standardwerk "das Jazz Buch" zum Anfang, das es zwei musikalische Quellen gab gab, die die Entstehung des New Orleans-Stils stark beeinflußt haben, den Blues und den Ragtime. Beide entstanden schon Ende des 19. Jahrhunderts.

Das der Jazz in New Orleans entstanden sei, schreibt er, sei eine Binsenweisheit. Richtig sei, dass New Orleans die wichtigste Stadt gewesen sei, falsch, dass die neue Musik nur dort entstanden sei. Das ganze Mississippi- Gebiet sei der Ursprung gewesen, beeinflußt durch

1. die französisch-spanische Kultur im Gegensatz zur puritanischen Kultur in den meisten US Staaten
2. zwei verschiedene schwarze Bevölkerungsgruppen (Kreolen und amerikanisch-stämmige Nachfahren von Sklaven) sich gegenüber standen
3. der stare Einfluß der europäischen Unterhaltungsmusik
4. Storyville mit seinen Etablissements (Bordellen), wo man keine Unterschiede bezüglich Rang und Herkunft kannte und damit ein fruchtbarer Boden bereitet war


Gruß Simplon

It don´t mean a thing if it ain´t got that swing (Duke Ellington, lyrics: Erving Mills, 1931)


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#4

RE: Happy Birthday Jazz

in Jazz 25.02.2017 20:46
von GHP • 5.080 Beiträge

Besagtes Werk habe ich natürlich auch, aber ich muß zugeben, daß Herrn Berendt's Darstellung des Jazz der 70er und nachfolgend, doch extrem subjektiv ist und er viele Spielarten und Künstler des Jazz gänzlich unter den Tisch fallen läßt.


Ein Leben ohne GENELEC ist zwar möglich, aber sinnlos.

nunmehriges Goldohr ! ;-)
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#5

RE: Happy Birthday Jazz

in Jazz 25.02.2017 20:55
von Simplon • 1.817 Beiträge

[quote=GHP|p10696]Besagtes Werk habe ich natürlich auch, aber ich muß zugeben, daß Herrn Berendt's Darstellung des Jazz der 70er und nachfolgend, doch [u]extrem subjektiv[/u] ist und er viele Spielarten und Künstler des Jazz gänzlich unter den Tisch fallen läßt. [/quote]

Ich benutze meist die 7., völlig überarbeitete und aktualisierte Ausgabe von 2005 in der 2. Auflage von 2009. Günther Huesmann hat die Pflege des Werkes übernommen, da Berendt ja 2000 in Hamburg bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Das Buch hat 920 eng bedruckte Seiten und doch nicht Platz für alles und jeden.

Und subjektiv bin ich auch, ich bin z.B. ein Befürworter der Jazzkritik von Wynton Marsalis, was ja hier schon einige male aufgeflammt ist. Ich habe in den 90ern damals für sehr viel Geld 2 Karten für Miles Davis gekauft und noch in der ersten Hälfte das Konzert verlassen, weil der nichts mehr zusammengebracht hat ausser tierischem Lärm. Ausser Wynton hat kaum ein Kritiker jemals den mumm gehabt, das künstlerische Ende des großen Meisters deutlich beim Namen zu nennen.

Deshalb ist für mich auch nicht alles Jazz, nur weil ECM oder ACT das produzieren.
simplon


Gruß Simplon

It don´t mean a thing if it ain´t got that swing (Duke Ellington, lyrics: Erving Mills, 1931)


zuletzt bearbeitet 25.02.2017 21:02 | nach oben springen

#6

RE: Happy Birthday Jazz

in Jazz 25.02.2017 21:03
von GHP • 5.080 Beiträge

Dennoch merkt man des Mannes Vorlieben und Desinteressen überdeutlich.

Bei John Zorn beispielsweise.

Ich habe hier die 4. Auflage, März 2014.


Ein Leben ohne GENELEC ist zwar möglich, aber sinnlos.

nunmehriges Goldohr ! ;-)
zuletzt bearbeitet 25.02.2017 21:04 | nach oben springen

#7

RE: Happy Birthday Jazz

in Jazz 26.02.2017 14:32
von maldix • 3.604 Beiträge

Hi Zusammen,

das Werk habe ich natürlich auch ;-), gehört einfach dazu und auch in gleicher Auflage wie Simplon. Ich hatte mir dieses gekauft, nachdem ich mich nach einer Live-Aufnahme in Karlsruhe, die der SWR2 aufzeichnete mit dem verantworlichen Leiter Günther Huesmann länger unterhalten konnte. Dies war ein sehr interessantes Gespräch, in dem wir auch kurz das Buch als Thema hatten. Es ist als ein Werk zu sehen, dass einen guten Überblick gibt und geben kann. Sicherlich ist dies, wie alles was ein Autor zusammenträgt auch vom subjektiven Empfinden geprägt. Dies wird glaub ich auch nie bestritten. Wer will auch das Thema Jazz in einem Buch, auch wenn dies fast tausend Seiten hat, unterbringen. Es ist zumindest ein gutes Standard-Werk, das sich ein Jazz-Fan durchaus einmal durchlesen sollte, m.M.

Bezüglich der räumlichen Entstehung dessen was heute als Jazz bezeichnet wird, hat Simplon natürlich völlig recht. New Orleans ( und die Region) hat aber als Stadt schon einen maßgeblichen Einfluss auf die Musikrichtung. Da Jazz sich aus vielen Musikrichtungen vornehmlich schwarzer Musik heraus entwickelt hat, sind natürlich die gesamten Südstaaten der USA hier bei der Entstehung mit beteiligt, da dort die meisten Sklaven auf den Feldern arbeiteten.

Es gibt zum Glück aber noch viele Bücher, besondere die, die dann einzelne Kapitel des Jazz, näher beleuchten.

Der BR hat dazu auch mal ein Serie gemacht, die man auch als Podcast sich anschauen kann.

http://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/schulfernsehen/geschichte-jazz-blues-ragtime-100.html

Bei einer Autorenlesung habe ich den 76. jährigen Rainer Lotz, einen vollblut Jazz Historiker kennen gelernt, der sich der Forschung nach frühen Tondokumenten (vornehmlich sehr rare Wachsrollen) seit er eine Platte von Duke Ellington-Album mit Bubber Miley hörte, widmet.
Er hat z.B. sich zum Inhalt gemacht Aufnahmen von ca 1880 bis 1927 zusammenzutragen. Das gab dann 44 CDs und ein Buch, was aber meiner Meinung nach wirklich nur was für Spezialisten ist. Inhaltlich wie preislich.

http://www.general-anzeiger-bonn.de/bonn/stadt-bonn/Rainer-Lotz-ist-fr%C3%BChen-Tondokumenten-auf-der-Spur-article1250063.html

So lassen sich sicher noch weitere interessante Berichte und Informationen finden, die alle das das Datum der Entstehung des Jazz irgendwo umreißen.

Die Idee, mal den Geburtstags des Jazz zu feiern, ggf. in dem wir uns etwas aus der Zeit anhören finde ich aber klasse. Schön dass Klipschfan das hier gepostet hat.


Auch noch ein interestanter Mensch mit seiner Sammleleidenschaft
https://www.plattensuechtig.de/die-sammler/andreas-schmauder-europ%C3%A4ischer-jazz-der-schellackzeit/


auditorus te salutant
zuletzt bearbeitet 26.02.2017 14:34 | nach oben springen

#8

RE: Happy Birthday Jazz

in Jazz 26.02.2017 21:13
von Simplon • 1.817 Beiträge

Dieter Zimmerle war auch so ein Jazz-Guru, er wirkte in Stuttgert. Er war der Herausgeber der Monatszeitschrift " Das Jazzpodium", die ich seit 1974 abonniert habe. Auch eine Quelle der Information und Inspiration.

Simplon


Gruß Simplon

It don´t mean a thing if it ain´t got that swing (Duke Ellington, lyrics: Erving Mills, 1931)


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