#81

RE: Aus E.S.T wird B.W.T ?

in Musikjahr 2019 11.03.2019 16:41
von Simplon • 1.819 Beiträge

Zitat von maldix im Beitrag #78
Es sind oft die Vergleiche die uns die Unbefangenheit mindern.

Natürlich hat der Jazz aus Skandinavien von
Esbjörn sehr profitiert. Da fallen mir noch einige mehr ein.

Diesen Zweig des Jazz als „verkopft“ zu bezeichnen, ist vielleicht nicht ganz richtig.

Ganz klar, es ist kein Swing, Bebop oder Fusion usw. aber genau so eigenständig,


Maldix, ich will nicht sagen, dass die Musik schlecht ist, sondern dass sie kein Jazzist, sondern zeitgemäße nordische Musik. Und wem die gefällt, der hat eine große Auswahl an gut gemachten Alben.

Wynton Marsalis, den GHP zitiert, kritisiert seit langem, dass jede moderne Strömung der Musik ausserhalb der Klassik dem Jazz untergeschoben wird. Sein Bruder Branford hatte letzten Montag ein Konzert in München, das ein Highlight des Konzertjahres 2019 sein wird. Unter Konzerte hatte etwas darüber gepostet. Dasssssss ist Jazz vom Allerfeinsten, da geht mir das Herz auf.

ECM heißt ja auch nicht European Jazz Music, sondern European Contemporary Music. Manfred Eicher hat das wohl im gleichen bewußtsein benannt.

Simplon


Gruß Simplon

It don´t mean a thing if it ain´t got that swing (Duke Ellington, lyrics: Erving Mills, 1931)


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#82

RE: Aus E.S.T wird B.W.T ?

in Musikjahr 2019 11.03.2019 16:58
von Simplon • 1.819 Beiträge

Zitat von antwerp im Beitrag #80
Sehe ich auch nicht so, dass der nordische Jazz "verkopft" ist.
Was soll das denn bedeuten? In Bezug auf Jazz habe ich das noch nie gehört.
Er ist nicht "einfach", sondern so wie Skandinavier sind, etwas schwerer (heavy) - nicht deutsch oder amerikanisch sondern mit eigener Aussage. Und daher nicht jedermanns Sache - manche mögen gar weghören oder anfangen mit Porzellan um sich zu werfen. Ich werde hier keine Namen nennen.
Ich für meinen Teil, kann nicht jeden Tag nordischen oder skandinavischen Jazz hören - manchmal jedoch bin ich sehr empfänglich für solche Klänge. Ganz ablehnen, so wie das einige tun, kann ich ihn einfach nicht. Ich vertrage schon einmal schräge Klänge - wenn man sehr viel Musik gehört hat entwickelt man sich wohl auch etwas weiter.



Antwerb,

Es ist keine Frage der musikalischen Qualität, sonder der Ausrichtung. Jazz ist definiert über Elemente wie swing und Improvisation. Und Musik muss nicht Jazz sein, um zu faszinieren. Ich bin nicht nur Jazz- Liebhaber, sondern höre sehr gerne Klassik, von Bach über Brahms bis Arvo Pärt.

Und es gibt natürlich auch gute Jazzer im Norden, gerade höre ich Helge Lien mit seinem Jubiläumsalbum.

Ich habe hier schon öfter die Frage gestellt, ob der Jazz zu Ende entwickelt ist. Esbjörn Svenson hätte ihn vielleicht nochmal weitergeführt, ähnlich wie Miles Davis in den frühen Siebzigern mit der Fussion Music. Sonst sehe ich da momentan niemanden. Rymden auch nicht.

simplon


Gruß Simplon

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#83

RE: Aus E.S.T wird B.W.T ?

in Musikjahr 2019 11.03.2019 17:00
von maldix • 3.607 Beiträge

Nun Simplon stellen wir uns doch die Frage was ist Jazz oder was macht Jazz aus?

Eine Musik die nicht zwingend durch bzw auskomponiert ist und mit hohem Anteil an Improvisation und Fascetten, deren Rhythmik und Tonalität nicht immer in festen Bahnen verläuft meist auch von zeitgenössischen Aspekten lebt, kann man durchaus als Jazz bezeichnen und zwar mal unabhängig der lokalen Herkunft.

Sicher gibt es fließende Übergänge in allen Bereichen. Doch wir dürften und sicher sein, dass es sich nicht um POP oder Rock handelt.

Letztlich ist das einordnen in ein Genre durch uns auch völlig egal. Gefallen macht doch schön.


auditorus te salutant
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#84

RE: Aus E.S.T wird B.W.T ?

in Musikjahr 2019 11.03.2019 20:04
von Simplon • 1.819 Beiträge

Zitat von antwerp im Beitrag #80
Sehe ich auch nicht so, dass der nordische Jazz "verkopft" ist.
Was soll das denn bedeuten? In Bezug auf Jazz habe ich das noch nie gehört.




Hierzu aus dem JazzPodium 3/2019; Joachim Kühn, 75, über Prägendes mit und ohne Ornette Coleman

... das sind Stücke, die kann man nicht üben. Das sind Stücke, die kann man nur empfinden und direkt spielen. Und das Wichtigste war, was dann kam, die Improvisation... Ich habe den Kopf ausgeschaltet und das Stück einfach so gespielt, wie ich es empfunden habe. Das war alles intuitiv. Das ist das, was ich am meisten übe: wie kann ich den Kopf ausschalten. Denn wenn der ausgeschaltet ist, kann man einfach besser Musik machen.

Vielleicht eine Andeutung, was GHP mit "zu verkopft" meint

simplon


Gruß Simplon

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#85

RE: Aus E.S.T wird B.W.T ?

in Musikjahr 2019 11.03.2019 20:14
von GHP • 5.084 Beiträge

Zitat von antwerp im Beitrag #80
Sehe ich auch nicht so, dass der nordische Jazz "verkopft" ist.
Was soll das denn bedeuten? In Bezug auf Jazz habe ich das noch nie gehört.



Alternativ könnte man auch den Terminus "nordisch unterkühlt" wählen.

Ein wesentliches Element des Jazz ist für mich - und wohl für die Meisten - der Transfer von Emotionen. Gerade dieser aber ist bei skandinavischen Musikern imho oft nur eingeschränkt vorhanden. Daß die Jungs ihre Instrumente beherrschen steht außerfrage. Eine gewisse Unterkühlung sagt man den "Nordmännern" aber wohl nicht zu unrecht nach. Diese spiegelt sich für meinen Geschmack auch und gerade in der Musik wieder. Jeder (Musiker) ist das Produkt seiner Umwelt und der "emotional approach" (manchmal läßt es sich in englisch einfach besser ausdrücken) ist bei Südländern definitiv deutlich größer als schon bei Mitteleuropäern.
Das wohl beste Beispiel dafür ist Brasilien. Von dort kam in den 60ern und 70er großartige und unglaublich lebensbejahende Musik - und DAS in der Zeit der Militärdiktatur ! Letzteres wird meist vergessen, wenn man Brasilien betrachtet.
Auch Black Music vom frühen Beginn mit den Negro Spirituals bis zum Funk der Gegenwart, und allem was zwischendrin liegt, wie Blues, Jazz etc. hatte seinen Ursprung primär im Süden.

Das soll jetzt aber nicht heißen, daß ich Nordic Jazz grundsätzlich ablehne.


Ein Leben ohne GENELEC ist zwar möglich, aber sinnlos.

nunmehriges Goldohr ! ;-)
zuletzt bearbeitet 11.03.2019 20:19 | nach oben springen
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#86

RE: Aus E.S.T wird B.W.T ?

in Musikjahr 2019 11.03.2019 20:30
von Bernie • 3.290 Beiträge

Verkopft heißt für mich wenn die Musikalität zugunsten der Virtuosität auf der Strecke bleibt. Da staunt man vielleicht noch was die Musiker mit ihren Instrumenten vollbringen können aber der Spass bleibt auf der Strecke. Nichts gegen Improvisation, aber das Ergebnis sollte schon noch Musik sein.
Das letzte Album "Life is" von Steve Tibbetts (amerikanisch) z.B. klingt sehr frei improvisiert, ist aber trotzem tolle Musik.
Was dagen Nils Petter Molvaer (nordisch) mittlerweile macht würde ich auch als verkopft bezeichnen (nach sehr guten ersten 2 oder 3 Alben). Sogar das letzte Album mit den Dub Altvorderen Sly & Robbie klingt für mich einfach uncool. Wie aus einem Lehrbuch, die coolness des Dub ist komplett weg...
Ist aber natürlich alles Geschmackssache...


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zuletzt bearbeitet 11.03.2019 20:32 | nach oben springen
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#87

RE: Aus E.S.T wird B.W.T ?

in Musikjahr 2019 12.03.2019 00:39
von maldix • 3.607 Beiträge

Ich habe in den letzten Jahren diverse Jazzer aus den Skandinavischen Ländern live erlebt und mich auch mit Ihnen unterhalten können. Die Begrifflichkeit kühl wäre mir da nicht gekommen. Ja sie ist anders die Musik, als Brasilien oder aus dem Süden der Staaten, aber alles andere als unemotional.

Zum Beispiel Iiro Rantalla, ketil björnstad, das Emil Brandqvist Trio und Ulf Wakenius mit seinem Sohn habe ich live im letzen Jahr erlebt,. Bei keinem ist mit die Idee gekommen, die ihr beschreibt.

Auch z.B. Jan Garbarek, Nils Petter Molvaeer und das Tingval Trio oder den verstorbenen Arne Dormeus sehe ich gänzlich anders. Um da gibt es noch einige mehr.


Vielleicht erlebe ich die Musik auch anders, kommt mir fast so vor, weil ich die Künstler auch live höre und nicht nur von Aufnahmen.


auditorus te salutant
zuletzt bearbeitet 12.03.2019 01:02 | nach oben springen
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#88

RE: Aus E.S.T wird B.W.T ?

in Musikjahr 2019 12.03.2019 09:12
von Bernie • 3.290 Beiträge

Zitat von maldix im Beitrag #87
Vielleicht erlebe ich die Musik auch anders, kommt mir fast so vor, weil ich die Künstler auch live höre und nicht nur von Aufnahmen.


das ist natürlich möglich zumal der Sound live häufig auch anders ist. Man baut dann auch eine andere emotionale Beziehung zum Künstler und seiner Musik auf.
Dazu entspricht auch Dein Musikgeschmack nicht 100% dem meinen ...
was für uns alle ja zutrifft. Und über Geschmack lässt sich bekanntermassen ja nicht streiten.


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#89

RE: Aus E.S.T wird B.W.T ?

in Musikjahr 2019 12.03.2019 09:32
von antwerp (gelöscht)
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Also manchmal finde ich den Jazz von dort hochemotional, da fühlt man den Norden richtig. Ich weiß wirklich nicht, wie man das kritisieren kann. Das bedeutet soviel wie den Skandinaviern die Fähigkeit Jazz zu machen oder zu spielen abzuerkennen. Wer hat das behauptet, der Deutsche Joachim Kühn. (Pianist?) Von dem habe ich nix. Skandinavischen Jazz aber ziemlich viel.

Wenn mich eine Musikrichtung nicht anspricht, ja, dann höre ich einfach weg oder gehe da gar nicht erst hin. Bei der Highend in München, verschwinde ich ohne Kommentar sofort aus der Vorführung.
Werde nun "Dresden" aus gegebenem Anlass hören.


zuletzt bearbeitet 12.03.2019 10:55 | nach oben springen
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#90

RE: Aus E.S.T wird B.W.T ?

in Musikjahr 2019 12.03.2019 13:58
von Bernie • 3.290 Beiträge

antwerp,
wie Du selber sagst: manchmal. Manchmal ist das ja auch so. Aber häufig eben auch nicht.
Keiner hier generalisiert und sagt: aller Nordic Jazz ist blöd. Ausnahmen gibt es immer.
Es gibt ja auch viel genialen Pop aus dem Norden, man denke nur an Björk. Nur der Jazz aus der Region (viel ja bei ECM) ist eben häufig nicht meins. Häufig, nicht immer.
Jan Garbarek finde ich häufig (nicht immer) auch sehr gut. Speziell die Kollaborationen mit dem Hilliard Ensemble finde ich klasse.


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